Samstag, 5. September 2015

Klostergärten & Apothekergärten

Ein sehr interessantes Thema, dass eine grosse Faszination ausübt, sind Kloster- und Apothekergärten. Leider ist das Thema viel zu umfangreich, um es intensiv in unserem kleinen Blog zu besprechen. Deshalb sprechen wir es nur ganz grob an.

Die Vorfahren moderner Apothekergärten dürften die Klostergärten sein.

Mit dem Klostergarten verbinden wir die "Klostermedizin". Sie ist ein Teil der Medizin im Mittelalter. Die Medizin des Mittelalters baute auf den Lehren von Galenos und Hippokrates auf und basierte vor allem auf der Humoralpathologie, also der Lehre von den Körpersäften.

Die Klostermedizin basiert auf der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde). Mönche und Nonnen verfügten über viele Kenntnisse zur Heilwirkung von Kräutern und Heilpflanzen. Eine bekannte Persönlichkeit ist beispielsweise die hl. Hildegard von Bingen.




Apothekengärten gibt es einige in Deutschland:
  • Arzneipflanzengarten, Insel Reichenau im Bodensee
  • Apothekergarten, Bad Salzelmen
  • Klostergarten, Fulda
  • Apothekergarten, Wiesbaden
  • Apothekergarten, Gütersloh
  • Botanischer Garten, Augsburg
  • Botanischer Garten, Berlin Dahlem
  • Apothekergarten, Bottrop
  • Apothekergarten, Erfurt
  • Apothekergarten der Adler-Apotheke, Herbrechtingen/Brenz
  • Apothekergarten, Hannover
  • Heil- und Giftpflanzengarten der Tiermedizinischen Hochschule
  • Apothekergarten, Hamburg
  • Arzneipflanzengarten, Kiel
  • Botanischer Garten, Universität zu Kiel
  • Apothekergarten, Krefeld
  • Apothekergarten, Leipzig
  • Botanischer Garten der Universität Leipzig
  • Apothekergarten, Lünen
  • Apothekergarten, München
  • Botanischer Garten, München
  • Apothekergarten, Oldenburg
  • Botanischer Garten der Universität Oldenburg
  • Heilpflanzengarten, Insel Reichenau
  • Kräutergarten Sanitas, Waiblingen
  • Apothekergarten, Ulm
  • Botanischer Garten der Universität Ulm
  • Apothekergarten Weseke, Borken

Diese Liste ist sicher nicht vollzählig, zeigt aber, dass diese Anlagen sehr beliebt sind. Wer sich mit Heilkräutern beschäftigt, sollte einen solchen unbedingt besuchen :-)

St. Galler Klosterplan

Kaiser Karl der Große förderte die Heilkunde. Er erließ ein Gesetz, das Klöstern und auch Städten das Anlegen von Kräutergärten und die darin zu züchtenden Pflanzen verbindlich vorschrieb (capitulare de villis).

Der St. Galler Klosterplan zeigt die ideale Anlage eines Klostergartens. Man sieht, dass für jede Heilpflanze ein eigenes Beet angelegt worden ist.

Es handelte sich um 24 Pflanzen, die der Abt Walahfrid Strabo (808-849) in seinem Lehrgedicht Hortulus genau beschrieb.

Die Zeichnung stammt aus dem frühen 9. Jahrhundert, jedoch nicht vor 826 n. Chr. Der Plan des Klosters ist insofern für uns wichtig, als das er das erste Dokument ist, auf dem wir auch einen Klostergarten finden.

Die Pflanzenanlage im St. Galler Klosterplan entspricht weitgehend der im Hortulus aufgeführen Pflanzenliste.

Liber de Cultura Hortorum

Das Lehrgedicht "Liber de Cultura Hortorum" (lat. Buch über die Kulturen der Gärten) ist ein frühes botanisches Werk des Reichenauer Mönchs Walahfrid Strabo aus dem Jahr 827.

In Versform sind dort 23 Heilpflanzen sowie deren Anwendungsmöglichkeiten aufgeführt. Dies sind folgende Pflanzen:

  • Salbei
    • im Hortulus verwendete Name: Salvia
    • Wissenschaftlicher Name: Salvia officinalis
  • Weinraute
    • im Hortulus verwendete Name: ruta
    • Wissenschaftlicher Name: Ruta graveolens
  • Eberraute
    • im Hortulus verwendete Name: abrotanum
    • Wissenschaftlicher Name: Artemisia abrotanum
  • Flaschenkürbis
    • im Hortulus verwendete Name: curcurbita
    • Wissenschaftlicher Name: Cucurbita lagenaria
  • Melone
    • im Hortulus verwendete Name: pepones
    • Wissenschaftlicher Name: Cucumis melo
  • Wermut
    • im Hortulus verwendete Name: absinthium
    • Wissenschaftlicher Name: Artemisia absinthium
  • Andorn
    • im Hortulus verwendete Name: marrubium
    • Wissenschaftlicher Name: Marrubium vulgare
  • Fenchel
    • im Hortulus verwendete Name: feniculum
    • Wissenschaftlicher Name: Foeniculum vulgare
  • Schwertlilie
    • im Hortulus verwendete Name: gladiola
    • Wissenschaftlicher Name: Iris germanica
  • Liebstöckel
    • im Hortulus verwendete Name: lybisticum
    • Wissenschaftlicher Name: Levisticum officinale
  • Kerbel
    • im Hortulus verwendete Name: cerefolium
    • Wissenschaftlicher Name: Anthriscus cerefolium
  • Lilie
    • im Hortulus verwendete Name: lilium
    • Wissenschaftlicher Name: Lilium candidum
  • Schlafmohn
    • im Hortulus verwendete Name: papaver
    • Wissenschaftlicher Name: Papaver somniferum
  • Muskatellersalbei
    • im Hortulus verwendete Name: sclarega
    • Wissenschaftlicher Name: Salvia sclarea
  • Frauenminze
    • im Hortulus verwendete Name: costus
    • Wissenschaftlicher Name: Chrysanthemum balsamita
    • erwähnt unter Muskatellersalbei
  • Minze
    • im Hortulus verwendete Name: menta
    • Wissenschaftlicher Name: Mentha spec.
  • Poleiminze
    • im Hortulus verwendete Name: puleium
    • Wissenschaftlicher Name: Mentha pulegium
  • Sellerie
    • im Hortulus verwendete Name: apium
    • Wissenschaftlicher Name: Apium graveolens
  • Betonie
    • im Hortulus verwendete Name: vettonica
    • Wissenschaftlicher Name: Stachys officinalis
  • Odermennig
    • im Hortulus verwendete Name: agrimonia
    • Wissenschaftlicher Name: Agrimonia eupatoria
  • Rainfarn
    • im Hortulus verwendete Name: ambrosia
    • Wissenschaftlicher Name: Achillea millefolium oder Tanacetum vulgare
  • Katzenminze
    • im Hortulus verwendete Name: nepeta
    • Wissenschaftlicher Name: Nepeta cataria
  • Meerrettich
    • im Hortulus verwendete Name: rafanum, radices
    • Wissenschaftlicher Name: Armoracia rusticana
    • ev. auch der Garten-Rettich (Raphanus sativus)
  • Rose
    • im Hortulus verwendete Name: rosa
    • Wissenschaftlicher Name: Rosa spec.

Die Reihenfolge der oben aufgeführten Pflanzen basiert auf der im "Capitulare de villis vel curtis imperialibus" aufgeführen Pflanzenreihenfolge.

Der Liber de Cultura Hortorum wurde unter dem Titel Hortulus 1510 in Wien von Vadian als Druck herausgegeben.


Literaturempfehlungen:

Folgende Bücher können bei diesem Thema hilfreich sein:

Der Apothekergarten
von Hermann Jäger
Gebundene Ausgabe
232 Seiten
Verlag: Reprint Verlag Leipzig
Auflage: 1996
Reprint d. Originalausg. Leipzig 1913
ISBN-10: 382621000X
ISBN-13: 978-3826210006
Deutschlands schönste Klostergärten:
Geschichte · Anlage und Gestaltung · Die Pflanzen
von Olaf Schulz
Gebundene Ausgabe
159 Seiten
Verlag: Blv Buchverlag
Auflage: 2008
ISBN-10: 3835402269
ISBN-13: 978-3835402263
Die Gärten der Mönche
von Peter Seewald, Regula Freuler
Verlag: Heyne
Februar 2004
ISBN-10: 3453869303
ISBN-13: 978-3453869301
De cultura hortorum (Hortulus):
Das Gedicht vom Gartenbau
von Walahfrid Strabo, Wolfgang Fels, Claudia Erbar, Walter Berschin
Gebundene Ausgabe
106 Seiten
Verlag: Mattes Vlg
August 2007
Sprache: Deutsch, Latein
ISBN-10: 3930978954
ISBN-13: 978-3930978953