Sonntag, 20. September 2015

Die Heilkraft der Kräuter (M. Giebing)

Allgemeines


Schon Paracelsus sagte gegen Anfang des 16. Jahrhunderts „Unsere Weiden und Berge sind Apotheken“. Das stimmt, denn die ersten Arzneimittel entstammen dem Pflanzenreich und hatten von jeher die größte Bedeutung. Verständlich ist dieses, wenn man bedenkt, dass von Urzeiten an enge Beziehungen von Mensch und Pflanze bestehen. Viele Rezepte die im Laufe der Jahrhunderte verloren gingen, wurden in den letzten Jahren wieder entdeckt und wir schenken unseren Heilkräutern wieder mehr Aufmerksamkeit.

Den Aberglauben, dass Heilpflanzen ungefährlich sind, müssen wir aber vergessen, da es bei ihnen wie auch bei den Medikamenten auf die Dosierung ankommt. Ein Medikament enthält nur einen synthetisch hergestellten Wirkstoff, bei der Heilpflanze ist eine von der Natur aus zusammengestellte Wirkstoffkombination. Meistens ruft ein einzelner künstlicher Wirkstoff im organischen Geschehen neben seiner Wirkung auch Störungen hervor, dem gegenüber steht oft eine bessere Verträglichkeit der Heilpflanzen. Natürlich müssen akut bedrohliche Krankheitsfälle vom Arzt mit synthetischen Medikamenten behandelt werden.


Grundvoraussetzung


Vogelliebhaber sollten die Wohnung ihrer Vögel, wie Zimmervoliere, Freivoliere usw. immer sauber halten. Das bedeutet nach Möglichkeit Kunststoff, gehobeltes Holz für den Bau verwenden, damit sich keine Ektoparasiten, wie Milben in Fugen aufhalten können, Bei der Einteilung der Vögel in Körnerfresser, Weichfresser und Exoten oder Waldvögel gehen auch heute noch sehr viel Vogelfreunde davon aus, dass für einen Körnerfresser nur die Standard-Mischung reicht. Zur artgemäßen Ernährung unserer Vögel gehört unter anderem auch die Bereicherung des Speiseplanes durch Wildkräuter und deren Samen. Halten wir uns daran, so haben unsere Vögel eine gute Kondition.


Gehen wir nun auch noch soweit und geben unseren Vögeln immer frisches Trinkwasser, hier kann ruhig etwas zugegeben werden, der eine Vogelliebhaber gibt Apfelessig, der andere gibt Chinosol und der nächste gibt Knoblauch oder Zwiebelsaft hinzu. Die letztere Beigabe hält Ektoparasiten vom Vogel fern. Gerade die Wassertränken beherbergen die meisten Krankheitserreger. Stimmt von den Voraussetzungen nur ein Punkt nicht, so ist das Immunsystem der Vögel nicht mehr in Ordnung und sie sind anfällig gegenüber Infektionen.


Lage 

Seit etwa nicht ganz drei Jahren wurde die Ernährung meiner Vögel umgestellt und seitdem sind bei ihnen keine Erkrankungen aufgetreten. Auch die erfolgreichen Bruten waren überdurchschnittlich. Bei den Grünlingen, wo sonst bis nach der Mauser Probleme auftauchten, die mit Esb³ behandelt werden mussten, gab es keine Behandlung. Hier muss ich noch erwähnen, dass meine Vögel jeden Tag, besonders während der Aufzuchtzeit für die Jungen, der Jahreszeit entsprechend halbreife Sämereien von Wildkräutern bekamen.


Planung 

Durch Artikel über Pflanzen für Hühner in der Geflügel-Börse wurde ich animiert. Hühner sind ja auch Vögel und deshalb besorgte ich mir Unterlagen über getrocknete Heilkräuter. Da ich keine größeren Spaziergänge mehr machen kann, reiften bei mir im Kopf schon Pläne, welche Kräuter was bewirkten, wie sie zu beschaffen waren und so weiter. In der Apotheke gab es die Teesorten der entsprechenden Pflanzen zu kaufen, sie waren mir aber zu teuer und als Konzentrat oder Pulver kosten sie noch mehr. Sie kamen also nicht infrage. Jedenfalls besorgte ich mir die getrockneten Pflanzen zum Ausprobieren. Wie diese wirkten und wie sie den Vögeln bekommen war ja noch wichtig, denn sie sollten sich ja wohl fühlen und nicht irgendwie belastet sein. Seit mehreren Jahren gibt es beim „Aldi“ im Herbst Gewürzpflanzen zu günstigem Preis, so dass der benötigte Jahresbedarf beschafft werden kann.


Kräuter


Folgende Pflanzen habe ich genommen:


Oregano bzw. seine veredelte Forum Majoran hat ein Antibiotikum in sich und wirkt bakterien- und pilzabtötend. Ähnlich sollen auch Thymian und Salbei wirken. Was für uns Vogelhalter sehr wichtig ist, es hilft gegen Kokzidien.


Brennessel sollte unbedingt beigefüttert werden, da bei Kokzidien im Darm Blutungen entstehen können. Es hilft nicht nur bei der Gerinnung des Blutes, sondern löst auch Blutgerinnsel auf. Für die meisten Züchter aber zählt das Vitamin E, welches in der Geflügelzucht die Bezeichnung „Fruchtbarkeitsvitamin“ erhalten hat. Die Brennessel sorgt für ein gutes Nervensystem, stärkt das Immunsystem und sorgt besonders bei Jungvögeln für eine gute Entwicklung. Sie enthält viele Mineralien: Eisen, Magnesium, Kalzium, wie auch Vitamine und das für verschiedene Vogelhalter so wichtige K1.


Petersilie enthält ebenfalls viele Vitamine und Mineralien. Sie stärkt allgemein das Immunsystem und heilt Erkrankungen der Luftwege und wird auch bei Verdauungsbeschwerden genommen.


Sauerampfer, Löwenzahn oder Wegerich enthalten neben Nährstoffen, Vitamine und Mineralien. Von dem Letzteren ist das Magnesium gefragt und die genannten Pflanzen haben erhöhte Werte. Neben Leistungsabfall, Wachstumsstörungen bis hin zu Verhaltungsstörungen ist alles auf eine Unterversorgung von Magnesium möglich. Das Wichtigste aber ist die Stärkung und Entspannung der Muskeln eben durch Magnesium. Der wichtigste Muskel überhaupt ist der Herzmuskel und der braucht immer ausreichend Magnesium.

Dieses wurden je zu gleichen Teilen gemischt und jeden Tag frisch mit dem Ei- und Weichfutter, wie auch mit dem Keimfutter vermischt. Jeweils eine leere Margarine-Plastikdose wurde als Maß genommen. Diese wurde mit Keimfutter gefüllt und ein paar Spritzer Sonnenblumenöl und zwei Teelöffel mit Kräutern gefüllt.



Wirkung:

In den ersten Tagen wollten die Vögel ihr neues Futter nicht richtig annehmen, aber das änderte sich schnell. Das vergangene Zuchtjahr war schon gut. Dass es in diesem Jahr so weiterging konnte ich nicht glauben, aber es war bombig und noch besser. Die Nachzuchten waren viel und gut und zum Teil wurden die Nester von mir weggenommen. Während der Mauser gab es keine Schwierigkeiten.


Bitte:

Verschiedene Vogelliebhaber haben ähnliches schon mit Tee versucht, aber über die Mehrarbeit geklagt. Bei meiner Methode gab es nicht mehr Arbeit als sonst. Sollten ihre Vögel sichtlich krank sein, so kann ich nur raten erst mit einem Fachtierarzt zu sprechen, bevor sie meine Methode ausprobieren.


Ich möchte doch die Meinung von anderen Vogelliebhaber hören. Haben Sie dieses oder Ähnliches mit Kräutern schon probiert und wie ist es ausgegangen?


Quelle:
Text: Manfred Giebing