Mittwoch, 23. September 2015

Kräuterspirale für Ihren Garten ?

Die Kräuterspirale wird bereits im Mittelalter erwähnt, und zwar im Zusammenhang mit der hl. Hildegard von Bingen.

Die Äbtissin Hildegard von Bingen beschreibt in ihrem Buch „Physica“ (entstanden zwischen 1150 und 1160) unter anderem ausführlich Wesen und Wirken von mehr als 500 Pflanzen. Im Teil „Causae et Curae“ schreibt sie detailliert etwa über die Wirkung einzelner Heilpflanzen wie zum Beispiel Brennnessel, Tausendgüldenkraut, Bachbunge, Ysop, Lavendel oder auch die  Mariendistel.

Die Idee dieser Kräuterspiralen stammt jedoch aus der Permakultur, wo sie auch "Nichts-tun-Landschaft" genannt wird. Der Begründer ist der Begründer der Japaner Masanuba Fukuoka. Seine Ideen wurden von dem Australier Bill Mollison weiterentwickelt bis zur „Kräuterspirale“. Kräuterspiralen nennt man übrigens hier landläufig auch "Kräuterschnecke".




Bei der Kräuterspirale handelt sich um eine nützliche, optisch schöne Anlage im Garten, die sehr wenig Platz benötigt. Salopp gesagt  handelt es sich um einen Steinhaufen, der in verschiedene Zonen unterteilt ist, quasi um ein dreidimensionales Beet. Dadurch wird für die einzelnen Pflanzen genau die Voraussetzung geschaffen, die sie braucht, um wachsen und gedeihen zu können. Die Pflanzen in der Kräuterspirale werden einerseits im Lauf der Sonne angepflanzt und andererseits nach den Bodenverhältnissen, so dass sie gut gedeihen können.

Ein sehr interessanter Aspekt ist es, dass in der Kräuterspirale wesentlich weniger Schädlinge auftreten als es bei normalen Beeten der Fall ist, denn durch das Zusammenleben der unterschiedlichen Heilkräuter auf engsten Raum werden Schädlinge abgewehrt. Aber nicht nur das ist ein Vorteil, es gibt noch einen anderen. Da man viele Kräuter auf einem Raum anpflanzen kann, hat man immer frische Kräuter, die man verwenden kann.

Die Kräuterspirale wird in vier Klimabereiche eingeteilt, die die verschiedenen Klimazonen der Erde darstellten. Jeder Klimabereich hat widerum eine besondere Eigenschaft, was die Oberflächentemperatur, Luftfeuchtigkeit und Bodenbeschaffenheit betrifft. Diese vier Bereiche sind im Einzelnen:

a) Wasserbereich

Der Wasserbereich wird nach Süden ausgerichtet und besteht aus einem kleinen angelegten Teich. Die Aufgabe des Teichs ist die Reflexion des Sonnenlichts in Richtung der restlichen Kräuterspirale. Dadurch werden die Pflanzen mit ausreichend Licht versorgt. Zusätzlich wird durch den Teich die Luftfeuchtigkeit erhöht. Das Milieu des Erdreiches ist also auch feucht und naß.

Pflanzen, die man hier anpflanzen könnte, sind beispielsweise
  • Brunnenkresse
  • Kalmus
  • Wasserminze
  • Brunnenkresse
  • Bachbunge.

b) Feuchtbereich

Der Feuchtbereich der Kräuterspirale liegt sehr nahe am Wasserbereich. Daher weist der Boden in diesem Bereich eine relativ hohe Feuchtigkeit auf. Das Erdreich sollte humusreich sein, sonnig und feucht. Hier muß der Boden mit Komposterde angereichert werden.

Pflanzen, die sich hier wohl fühlen, sind beispielsweise
  • Kerbel
  • Petersilie
  • Schnittlauch
  • Schnittknoblauch
  • Sauerampfer
  • Schildampfer
  • Guter Heinrich
  • Knoblauchrauke
  • Winterhecke
  • Indianernessel
  • Luftzwiebel
  • wilde Rauke.

c) Normalbereich

Im Normalbereich finden sich Kräuter, die jedem geläufig sind. Hier ist es halbschattig, humos und trocken.

Pflanzen, die sich hier wohlfühlen sind beispielsweise
  • Melisse
  • Melisse (goldfarben und buntblättrig)
  • Pimpinelle
  • Portulak
  • Oregano
  • Oregano (kretisch)
  • Buschoregano
  • Ysop und Ysop (gezahnt).

d) Trockenbereich

Auf der Spitze der Kräuterspirale wird der Trockenbereich angelegt. Der Boden ist hier sandig und ggf. auch kalkhaltig.

Pflanzen, die sich hier wohlfühlen sind beispielsweise
  • Bergbohnenkraut
  • Salbei
  • Salbei (lavendelblättrig)
  • Thymian
  • Buschthymian
  • Quendel
  • Zitronenthymian
  • Orangenthymian
  • Majoran
  • Lavendel
  • Lavendel (‘Munstead’ und ‘Dwarf Blue)
  • Currykraut
  • Zwergcurrykraut.
So sieht die Kräuterspirale von der Vogelperspektive aus betrachtet aus:



Legende:

01 = Steine (Begrenzung)
02 = Wasserbereich
03 = Feuchtbereich
04 = Normalbereich
05 = Trockenbereich

Wie legt man eine Kräuterspirale im Garten an ?

Die Kräuterschnecke sollte man so platzieren, dass sie nord- südlich ausgerichtet ist, so dass die volle Sonneneinstrahlung genutzt werden kann.

Der Platzbedarf für eine Kräuterschnecke beträgt rund 3 m², bzw. rund eine Fläche von 1500 x 200 mm. Das gesamte Bauwerk ist etwa 80 cm hoch.

So wird es gemacht:

Einen sonnigen Platz aussuchen. Man muß folgende Aspekte beachten:

  • 2 und 3 m² Raum einplanen
  • Höhe der Kräuterspirale: zwischen 1 und 1,5 Meter
  • Durchmesser der Kräuterspirale: 2,5 bis 3,5 m
  • Zwischenraum zwischen dem Mauern: zwischen 50 und 70 cm
  • Nord-Süd Ausrichtung

In der Mitte der Spirale wird ein Steinhaufen errichtet. Als Material benutzt man Steine (alternativ Bauschutt). Durch die Steine erzielt man eine Wärmespeicherung und Feuchtigkeitsregulierung. Das Regenwasser kann zudem aus dem Trockengebiet an der Spitze der Kräuterspirale ablaufen.

Wenn wir die obige Zeichnung ansehen, dann sehen wir, dass der Wasserbereich mit dem Teich im Süden liegen muß. Der Teich soll eine Tiefe zwischen 40 und 80 cm haben. Der Teich sollte mit einer Teichfolie ausgelegt werden. Eine Alternative ist es, wenn man eine Plastikschüssel benutzt oder einen Teicheinsatz vom Baumarkt. Wenn man Steine in den Teich setzt, die aus dem Wasser ragen, hat man den Vorteil, dass man einen Wärmespeicher zusätzlich geschaffen hat.

Von diesem Wasserbereich aus werden nun die Steinmauern aufsteigend aufgebaut. Als Material dient ein Naturstein oder Ziegelstein. In den Feuchtbereich wird kompostierte Erde eingefüllt. Wichtig: Die Erde muß mit dem Wasser im Teich Berührung haben, da durch die Kapillarwirkung der Erde kann das Wasser besser in den Feuchtbereich der Spirale gelangen.

In den Normalbereich wird ein Erd-Sandgemisch eingefüllt.

Bei dem Trockenbereich wird der Erdgehalt des Erd-Sandgemisches dann immer geringer. So kann an der Spitze der „magere Boden“ für die mediteranen Pflanzen dienen.

Nun kann man die Kräuterspirale bepflanzen. Damit eine Kräuterspirale erhalten bleibt und nicht gleich überwuchert, ist eine kluge Pflanzenauswahl sinnvoll.

Peter Morgenroth hat eine schöne Kräuterspirale einmal skizziert:



Anfängertipp:

Am besten man benutzt im ersten Jahr kleinwüchsige Pflanzen. Dies sind zum Beispiel:
  • Bergbohnenkraut
  • Buschoregano
  • Currykraut
  • Felsenysop
  • Kerbel
  • kretischer Oregano
  • Lavendel, kleinwüchsiger
  • Petersilie
  • Pimpinelle
  • Salbei, kleinwüchsiger
  • Sauerampfer
  • Schnittlauch
  • Thymian
  • Tripmadam
  • Wilde Rauke
  • Zitronenmelisse

Nützliche Tiere in der Kräuterspirale

In der Natur gibt es neben Pflanzen auch ettliche Tiere. Manche mögen wir, andere sind uns eher unsympathisch. Wenn wir an unsere Kräuterspirale denken, dann sollten wir uns über Regenwürmer besonders freuen. Diese Tiere lockern den Boden auf, und das bedeutet, dass sie so ganz natürlich für eine gute Durchlüftung der Erde sorgen. Dies gilt auch für Ameisen.

Ohrwürmer sind auch nützliche Tierchen, auch wenn viele Menschen sich vor ihm regelrecht ekeln. Er frißt nämlich liebend gerne Blattläuse; leider mitunter auch Blütenteile.


Tipps:
  • Kräuterspirale im Frühling oder Herbst anlegen.
  • Achtung: Die Kräuterspirale sollte nicht zu breit werden, da man sonst Schwierigkeiten hat, die Pflanzen im Inneren der Spirale zu ereichen.
  • Wer Maulwürfe im Garten hat, der sollte das Fundament unbedingt mit einem Gitter ausgelegen, ansonsten wird der Maulwurf Ihre Kräuterspirale recht schnell zerstören.
  • Pflanzen mit starken Wurzelausläufer sollten nicht in der Kräuterspirale platziert werden.
  • Pflanzen, die hoch wachsen, wie beispielsweise Liebstöckl oder Beinwell, sollten nicht in der Kräuterspirale angepflanzt werden.
  • Düngen ist nicht notwendig, sparen Sie Ihr Geld.

Verwendete Quellen
  • http://www.heilkraut-ratgeber.de
  • http://www.hausgarten.net
  • http://www.kraeuterei.de
  • http://www.sachkundenachweis.net
  • Fukuoka, Masanobu: Der große Weg hat kein Tor
  • Fukuoka, Masanobu: Die Suche nach dem verlorenen Paradies
  • Mollison, Bill: Permakultur konkret