Allgemeines
Schon Paracelsus sagte gegen Anfang des 16. Jahrhunderts
„Unsere Weiden und Berge sind Apotheken“. Das stimmt, denn die ersten
Arzneimittel entstammen dem Pflanzenreich und hatten von jeher die
größte Bedeutung. Verständlich ist dieses, wenn man bedenkt, dass von
Urzeiten an enge Beziehungen von Mensch und Pflanze bestehen. Viele
Rezepte die im Laufe der Jahrhunderte verloren gingen, wurden in den
letzten Jahren wieder entdeckt und wir schenken unseren Heilkräutern
wieder mehr Aufmerksamkeit.
Den Aberglauben, dass Heilpflanzen
ungefährlich sind, müssen wir aber vergessen, da es bei ihnen wie auch
bei den Medikamenten auf die Dosierung ankommt. Ein Medikament enthält
nur einen synthetisch hergestellten Wirkstoff, bei der Heilpflanze ist
eine von der Natur aus zusammengestellte Wirkstoffkombination. Meistens
ruft ein einzelner künstlicher Wirkstoff im organischen Geschehen neben
seiner Wirkung auch Störungen hervor, dem gegenüber steht oft eine
bessere Verträglichkeit der Heilpflanzen. Natürlich müssen akut
bedrohliche Krankheitsfälle vom Arzt mit synthetischen Medikamenten
behandelt werden.
Grundvoraussetzung
Vogelliebhaber sollten die Wohnung ihrer Vögel, wie
Zimmervoliere, Freivoliere usw. immer sauber halten. Das bedeutet nach
Möglichkeit Kunststoff, gehobeltes Holz für den Bau verwenden, damit
sich keine Ektoparasiten, wie Milben in Fugen aufhalten können, Bei der
Einteilung der Vögel in Körnerfresser, Weichfresser und Exoten oder
Waldvögel gehen auch heute noch sehr viel Vogelfreunde davon aus, dass
für einen Körnerfresser nur die Standard-Mischung reicht. Zur artgemäßen
Ernährung unserer Vögel gehört unter anderem auch die Bereicherung des
Speiseplanes durch Wildkräuter und deren Samen. Halten wir uns daran, so
haben unsere Vögel eine gute Kondition.
Gehen wir nun auch noch soweit und geben unseren Vögeln
immer frisches Trinkwasser, hier kann ruhig etwas zugegeben werden, der
eine Vogelliebhaber gibt Apfelessig, der andere gibt Chinosol und der
nächste gibt Knoblauch oder Zwiebelsaft hinzu. Die letztere Beigabe hält
Ektoparasiten vom Vogel fern. Gerade die Wassertränken beherbergen die
meisten Krankheitserreger. Stimmt von den Voraussetzungen nur ein Punkt
nicht, so ist das Immunsystem der Vögel nicht mehr in Ordnung und sie
sind anfällig gegenüber Infektionen.
Lage
Seit etwa nicht ganz drei Jahren wurde die Ernährung
meiner Vögel umgestellt und seitdem sind bei ihnen keine Erkrankungen
aufgetreten. Auch die erfolgreichen Bruten waren überdurchschnittlich.
Bei den Grünlingen, wo sonst bis nach der Mauser Probleme auftauchten,
die mit Esb³ behandelt werden mussten, gab es keine Behandlung. Hier
muss ich noch erwähnen, dass meine Vögel jeden Tag, besonders während
der Aufzuchtzeit für die Jungen, der Jahreszeit entsprechend halbreife
Sämereien von Wildkräutern bekamen.
Planung
Durch Artikel über Pflanzen für Hühner in der
Geflügel-Börse wurde ich animiert. Hühner sind ja auch Vögel und deshalb
besorgte ich mir Unterlagen über getrocknete Heilkräuter. Da ich keine
größeren Spaziergänge mehr machen kann, reiften bei mir im Kopf schon
Pläne, welche Kräuter was bewirkten, wie sie zu beschaffen waren und so
weiter. In der Apotheke gab es die Teesorten der entsprechenden Pflanzen
zu kaufen, sie waren mir aber zu teuer und als Konzentrat oder Pulver
kosten sie noch mehr. Sie kamen also nicht infrage. Jedenfalls besorgte
ich mir die getrockneten Pflanzen zum Ausprobieren. Wie diese wirkten
und wie sie den Vögeln bekommen war ja noch wichtig, denn sie sollten
sich ja wohl fühlen und nicht irgendwie belastet sein. Seit mehreren
Jahren gibt es beim „Aldi“ im Herbst Gewürzpflanzen zu günstigem Preis,
so dass der benötigte Jahresbedarf beschafft werden kann.
Kräuter
Folgende Pflanzen habe ich genommen:
Oregano bzw. seine veredelte Forum Majoran hat ein
Antibiotikum in sich und wirkt bakterien- und pilzabtötend. Ähnlich
sollen auch Thymian und Salbei wirken. Was für uns Vogelhalter sehr
wichtig ist, es hilft gegen Kokzidien.
Brennessel sollte unbedingt beigefüttert werden, da bei
Kokzidien im Darm Blutungen entstehen können. Es hilft nicht nur bei der
Gerinnung des Blutes, sondern löst auch Blutgerinnsel auf. Für die
meisten Züchter aber zählt das Vitamin E, welches in der Geflügelzucht
die Bezeichnung „Fruchtbarkeitsvitamin“ erhalten hat. Die Brennessel
sorgt für ein gutes Nervensystem, stärkt das Immunsystem und sorgt
besonders bei Jungvögeln für eine gute Entwicklung. Sie enthält viele
Mineralien: Eisen, Magnesium, Kalzium, wie auch Vitamine und das für
verschiedene Vogelhalter so wichtige K1.
Petersilie enthält ebenfalls viele Vitamine und
Mineralien. Sie stärkt allgemein das Immunsystem und heilt Erkrankungen
der Luftwege und wird auch bei Verdauungsbeschwerden genommen.
Sauerampfer, Löwenzahn oder Wegerich enthalten neben
Nährstoffen, Vitamine und Mineralien. Von dem Letzteren ist das
Magnesium gefragt und die genannten Pflanzen haben erhöhte Werte. Neben
Leistungsabfall, Wachstumsstörungen bis hin zu Verhaltungsstörungen ist
alles auf eine Unterversorgung von Magnesium möglich. Das Wichtigste
aber ist die Stärkung und Entspannung der Muskeln eben durch Magnesium.
Der wichtigste Muskel überhaupt ist der Herzmuskel und der braucht immer
ausreichend Magnesium.
Dieses wurden je zu gleichen Teilen gemischt und jeden Tag
frisch mit dem Ei- und Weichfutter, wie auch mit dem Keimfutter
vermischt. Jeweils eine leere Margarine-Plastikdose wurde als Maß
genommen. Diese wurde mit Keimfutter gefüllt und ein paar Spritzer
Sonnenblumenöl und zwei Teelöffel mit Kräutern gefüllt.
Wirkung:
In den ersten Tagen wollten die Vögel ihr neues Futter
nicht richtig annehmen, aber das änderte sich schnell. Das vergangene
Zuchtjahr war schon gut. Dass es in diesem Jahr so weiterging konnte ich
nicht glauben, aber es war bombig und noch besser. Die Nachzuchten
waren viel und gut und zum Teil wurden die Nester von mir weggenommen.
Während der Mauser gab es keine Schwierigkeiten.
Bitte:
Verschiedene Vogelliebhaber haben ähnliches schon
mit Tee versucht, aber über die Mehrarbeit geklagt. Bei meiner Methode
gab es nicht mehr Arbeit als sonst. Sollten ihre Vögel sichtlich krank
sein, so kann ich nur raten erst mit einem Fachtierarzt zu sprechen,
bevor sie meine Methode ausprobieren.
Ich möchte doch die Meinung von anderen Vogelliebhaber
hören. Haben Sie dieses oder Ähnliches mit Kräutern schon probiert und
wie ist es ausgegangen?
Quelle:
Text: Manfred Giebing