Ein
sehr interessantes Thema, dass eine grosse Faszination ausübt, sind
Kloster- und Apothekergärten. Leider ist das Thema viel zu
umfangreich, um es intensiv in unserem kleinen Blog zu besprechen.
Deshalb sprechen wir es nur ganz grob an.
Die
Vorfahren moderner Apothekergärten dürften die Klostergärten sein.
Mit
dem Klostergarten verbinden wir die "Klostermedizin". Sie
ist ein Teil der Medizin im Mittelalter. Die Medizin des Mittelalters
baute auf den Lehren von Galenos und Hippokrates auf und basierte vor
allem auf der Humoralpathologie, also der Lehre von den Körpersäften.
Die
Klostermedizin basiert auf der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde).
Mönche und Nonnen verfügten über viele Kenntnisse zur Heilwirkung
von Kräutern und Heilpflanzen. Eine bekannte Persönlichkeit ist
beispielsweise die hl. Hildegard von Bingen.
Apothekengärten
gibt es einige in Deutschland:
- Arzneipflanzengarten, Insel Reichenau im Bodensee
- Apothekergarten, Bad Salzelmen
- Klostergarten, Fulda
- Apothekergarten, Wiesbaden
- Apothekergarten, Gütersloh
- Botanischer Garten, Augsburg
- Botanischer Garten, Berlin Dahlem
- Apothekergarten, Bottrop
- Apothekergarten, Erfurt
- Apothekergarten der Adler-Apotheke, Herbrechtingen/Brenz
- Apothekergarten, Hannover
- Heil- und Giftpflanzengarten der Tiermedizinischen Hochschule
- Apothekergarten, Hamburg
- Arzneipflanzengarten, Kiel
- Botanischer Garten, Universität zu Kiel
- Apothekergarten, Krefeld
- Apothekergarten, Leipzig
- Botanischer Garten der Universität Leipzig
- Apothekergarten, Lünen
- Apothekergarten, München
- Botanischer Garten, München
- Apothekergarten, Oldenburg
- Botanischer Garten der Universität Oldenburg
- Heilpflanzengarten, Insel Reichenau
- Kräutergarten Sanitas, Waiblingen
- Apothekergarten, Ulm
- Botanischer Garten der Universität Ulm
- Apothekergarten Weseke, Borken
Diese
Liste ist sicher nicht vollzählig, zeigt aber, dass diese Anlagen
sehr beliebt sind. Wer sich mit Heilkräutern beschäftigt, sollte einen solchen unbedingt besuchen :-)
St.
Galler Klosterplan
Kaiser
Karl der Große förderte die Heilkunde. Er erließ ein Gesetz, das
Klöstern und auch Städten das Anlegen von Kräutergärten und die
darin zu züchtenden Pflanzen verbindlich vorschrieb (capitulare de
villis).
Der
St. Galler Klosterplan zeigt die ideale Anlage eines Klostergartens.
Man sieht, dass für jede Heilpflanze ein eigenes Beet angelegt
worden ist.
Es
handelte sich um 24 Pflanzen, die der Abt Walahfrid Strabo (808-849)
in seinem Lehrgedicht Hortulus genau beschrieb.
Die
Zeichnung stammt aus dem frühen 9. Jahrhundert, jedoch nicht vor 826
n. Chr. Der Plan des Klosters ist insofern für uns wichtig, als das
er das erste Dokument ist, auf dem wir auch einen Klostergarten
finden.
Die
Pflanzenanlage im St. Galler Klosterplan entspricht weitgehend der im
Hortulus aufgeführen Pflanzenliste.
Liber
de Cultura Hortorum
Das
Lehrgedicht "Liber de Cultura Hortorum" (lat. Buch über
die Kulturen der Gärten) ist ein frühes botanisches Werk des
Reichenauer Mönchs Walahfrid Strabo aus dem Jahr 827.
In
Versform sind dort 23 Heilpflanzen sowie deren
Anwendungsmöglichkeiten aufgeführt. Dies sind folgende Pflanzen:
- Salbei
- im Hortulus verwendete Name: Salvia
- Wissenschaftlicher Name: Salvia officinalis
- Weinraute
- im Hortulus verwendete Name: ruta
- Wissenschaftlicher Name: Ruta graveolens
- Eberraute
- im Hortulus verwendete Name: abrotanum
- Wissenschaftlicher Name: Artemisia abrotanum
- Flaschenkürbis
- im Hortulus verwendete Name: curcurbita
- Wissenschaftlicher Name: Cucurbita lagenaria
- Melone
- im Hortulus verwendete Name: pepones
- Wissenschaftlicher Name: Cucumis melo
- Wermut
- im Hortulus verwendete Name: absinthium
- Wissenschaftlicher Name: Artemisia absinthium
- Andorn
- im Hortulus verwendete Name: marrubium
- Wissenschaftlicher Name: Marrubium vulgare
- Fenchel
- im Hortulus verwendete Name: feniculum
- Wissenschaftlicher Name: Foeniculum vulgare
- Schwertlilie
- im Hortulus verwendete Name: gladiola
- Wissenschaftlicher Name: Iris germanica
- Liebstöckel
- im Hortulus verwendete Name: lybisticum
- Wissenschaftlicher Name: Levisticum officinale
- Kerbel
- im Hortulus verwendete Name: cerefolium
- Wissenschaftlicher Name: Anthriscus cerefolium
- Lilie
- im Hortulus verwendete Name: lilium
- Wissenschaftlicher Name: Lilium candidum
- Schlafmohn
- im Hortulus verwendete Name: papaver
- Wissenschaftlicher Name: Papaver somniferum
- Muskatellersalbei
- im Hortulus verwendete Name: sclarega
- Wissenschaftlicher Name: Salvia sclarea
- Frauenminze
- im Hortulus verwendete Name: costus
- Wissenschaftlicher Name: Chrysanthemum balsamita
- erwähnt unter Muskatellersalbei
- Minze
- im Hortulus verwendete Name: menta
- Wissenschaftlicher Name: Mentha spec.
- Poleiminze
- im Hortulus verwendete Name: puleium
- Wissenschaftlicher Name: Mentha pulegium
- Sellerie
- im Hortulus verwendete Name: apium
- Wissenschaftlicher Name: Apium graveolens
- Betonie
- im Hortulus verwendete Name: vettonica
- Wissenschaftlicher Name: Stachys officinalis
- Odermennig
- im Hortulus verwendete Name: agrimonia
- Wissenschaftlicher Name: Agrimonia eupatoria
- Rainfarn
- im Hortulus verwendete Name: ambrosia
- Wissenschaftlicher Name: Achillea millefolium oder Tanacetum vulgare
- Katzenminze
- im Hortulus verwendete Name: nepeta
- Wissenschaftlicher Name: Nepeta cataria
- Meerrettich
- im Hortulus verwendete Name: rafanum, radices
- Wissenschaftlicher Name: Armoracia rusticana
- ev. auch der Garten-Rettich (Raphanus sativus)
- Rose
- im Hortulus verwendete Name: rosa
- Wissenschaftlicher Name: Rosa spec.
Die
Reihenfolge der oben aufgeführten Pflanzen basiert auf der im
"Capitulare de villis vel curtis imperialibus" aufgeführen
Pflanzenreihenfolge.
Der
Liber de Cultura Hortorum wurde unter dem Titel Hortulus 1510 in Wien
von Vadian als Druck herausgegeben.
Literaturempfehlungen:
Folgende
Bücher können bei diesem Thema hilfreich sein:
Der
Apothekergarten
von
Hermann Jäger
Gebundene
Ausgabe
232
Seiten
Verlag:
Reprint Verlag Leipzig
Auflage:
1996
Reprint
d. Originalausg. Leipzig 1913
ISBN-10:
382621000X
ISBN-13:
978-3826210006 |
Deutschlands
schönste Klostergärten:
Geschichte
· Anlage und Gestaltung · Die Pflanzen
von
Olaf Schulz
Gebundene
Ausgabe
159
Seiten
Verlag:
Blv Buchverlag
Auflage:
2008
ISBN-10:
3835402269
ISBN-13:
978-3835402263 |
Die
Gärten der Mönche
von
Peter Seewald, Regula Freuler
Verlag:
Heyne
Februar
2004
ISBN-10:
3453869303
ISBN-13:
978-3453869301 |
De
cultura hortorum (Hortulus):
Das
Gedicht vom Gartenbau
von
Walahfrid Strabo, Wolfgang Fels, Claudia Erbar, Walter Berschin
Gebundene
Ausgabe
106
Seiten
Verlag:
Mattes Vlg
August
2007
Sprache:
Deutsch, Latein
ISBN-10:
3930978954
ISBN-13:
978-3930978953 |