Samstag, 24. Oktober 2015

Therapeutische Vorteile des Vogelfütterns

Entspannt zurückgelehnt, mit einer Tasse Tee, und Vögel am Futterhaus beobachten – bereits vor rund neun Jahren gab es genau dazu einen Artikel in einem amerikanischen Vogelmagazin, der den therapeutischen Nutzen der Vogelfütterung beschreibt. Er beruht zwar auf Erhebungen in Seniorenheimen, aber viele der beschriebenen positiven Effekte existieren für Menschen aller Altersgruppen, die in ihrem Garten oder anderen Orts Vögel füttern und beobachten.

Da jetzt gerade wieder die ruhige Zeit zum Jahresende vor uns steht, dachte ich, dies könnte der richtige Zeitpunkt sein, um im Folgenden die wichtigsten Aussagen dieses Artikels noch einmal zusammenzufassen.

In einer Befragung von Verantwortlichen von Einrichtungen für betreutes Wohnen und Altenheimen bestätigten alle Befragten, dass alle der von ihnen Betreuten sich an der Vogelfütterung erfreuten und sich die Vogelbeobachtung positiv auf die geistig-seelische Verfassung der Bewohner auswirkte. Die meisten der Befragten sahen zudem sogar einen erkennbar positiven therapeutischen Effekt. Alle Befragten bestätigen des Weiteren der Vogelfütterung aber ebenfalls auch einen positiven Wirkung auf die Mitarbeiter zu haben. Viele der Befragten beschreiben in den Erfahrungsberichten die unzweifelhaft deutlich positiven Auswirkungen der Vogelfütterung in ihren Einrichtungen.

Die Bewohner, die die Vögel fütterten, hatten das Gefühl (wieder) eine Aufgabe im Leben zu haben und deshalb ein höheres Selbstwertgefühl. Viele davon waren früher Entscheidungs- und Verantwortungsträger im Beruf und/oder für ihre Familien gewesen und die jetzt eingetretene Leere konnte durch die Aufgabe, Vögel zu füttern, etwas aufgefangen werden. Bewohner, vor allem solche mit Alzheimer oder Demenz, brachte die Verantwortung für die Fütterung der Vögel ein Gefühl der Zufriedenheit.

Diejenigen Bewohner, die noch Familie hatten, freuten sich über gescheckte Vogelhäuschen, Vögel wurden hier zumeist auch zum Gesprächsthema bei Besuchen. Füttern und Beobachten von Vögeln gab vor allem auch den ans Haus gefesselten Bewohnern eine Verbindung Welt außerhalb und reduzierte so Depressionen und die Isolation. Das gemeinsame Füttern und Beobachten wurde auch zum Gesprächsthema zwischen den Bewohnern. Sie unterhielten sich darüber, welche Vogelarten zu ihnen an die Fütterung kamen, einige führten Listen, um so mit anderen Bewohnern in einen Wettstreit zu treten.

Vögel zu füttern und zu beobachten unterstützte auch die Physiotherapie. Das Reinigen und Befüllen von Vogelhäuschen war dabei durch auch eine Aufgabe für Bewohner, die ansonsten auf Grund einer zu geringen Motivation keine selbstständigen Übungen machten. Gleichzeitig wurden so motorische Fähigkeiten gefördert. Selbst einfache Bewegungsabläufe, wie das Zerbröseln von Brot für Vögel, können dabei „sinnvolle“ Übungen für in der Bewegung eingeschränkte Finger und Hände sein. Vögel bieten zudem auch vielfältige sensorische Reize, visuell wie akustisch. Vogelbeobachtung kann beispielsweise nach einem Schlaganfall die Augenbeweglichkeit fördern und bewirkt zudem in einigen Fällen auch eine Verbesserung des Gesichtsfeldes. Die Vogelfütterung am Fenster stimulierte in solchen Fällen über optische Reize die Augenbeweglichkeit, der Vogelgesang regt die akustische Wahrnehmung an. Einige Wohnheime ermutigten die Bewohner auch, sich nach draußen zusetzen und mit den Vögeln
zu singen und zu pfeifen. Diese Aktivität fördert stimmliche Fähigkeiten und bringt die Betreffenden in direkten Kontakt mit der Natur. Einige Einrichtungen mit betreutem Wohnen bieten geführte Beobachtungsspaziergänge an, die einen deutlichen therapeutischen Nutzen für die Teilnehmer hatten.

Vögel bzw. deren Beobachtung unterstützt die zeitliche Orientierung der Bewohner. Findet diese Tätigkeit täglich zu einer bestimmten Zeit statt, stellt sie einen wichtigen Orientierungspunkt im Tagesablauf dar. Das saisonale Auftreten bestimmter Vogelarten ermöglicht eine Langzeitorientierung. So wissen die Bewohner, dass die Schwalben im Frühjahr kommen und im Herbst wegziehen. Unter den Bewohnern entstanden so auch Wettbewerbe, wer die erste Schwalbe etc. sieht. Die unterschiedlichen Gefieder der Vögel signalisieren den Wechsel der Jahreszeiten. Arten wie Mönchsgrasmücke, Zilpzalp oder Schwalben stehen für den Sommer, während Arten wie Zeisig und Dompfaff für den Winter stehen.
(Die Artbeispiele des Originalartikels wurden sinnverwandt auf europäische Arten übertragen.)

Vogelfütterung ist eine Chance für ältere Familienmitglieder oder Freunde im Betreuten Wohnen: Schenken Sie ihnen ein Vogelhaus oder einen Futtersilo, und, möglicherweise, bringt dies etwas mehr Freude in ihr Leben. Und bedenken Sie, Vögel dienen nicht nur der Unterhaltung sondern bringen auch einen vielfältigen therapeutischen Nutzen.

Raphael Carson sagt:
„Da ist eine symbolische wie tatsächliche Schönheit in der Wanderung der Vögel ... Da ist etwas unendlich Wohltuendes, Heilendes in den sich wiederholenden „Rythmen“ der Natur – die Sicherheit, dass nach der Nacht der Tag, nach dem Winter der Sommer kommt.“ 
Und wirklich in diesen Zeiten des Umbruchs hat das Vogelfüttern und -beobachten wohl einen therapeutischen Nutzen für uns alle.

Hinweis zum Artikel (Quelle)
  • Übersetzung des Forumsbeitrages  „Feeding birds has therapeutic benefits“
    (Quelle: www.chatterbirds.com/news.aspx?articleid=305) 
  • Übersetzt von S. Munzinger (s.munzinger@naturgucker.de)